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Selbstständigkeit mit 25? Aber ja!


Seit einem Jahr bin ich nun selbstständig. Entscheide (zumindest an den meisten Tagen) frei aus dem Bauch heraus, wann und wie viel ich arbeite. Für und mit wem. Wie viel mir meine Zeit Wert ist und was für einen Impact ich mit meinen Taten erzielen will.

Seit einem Jahr stehe ich dann auf, wenn mein Körper es braucht. Nehme mir alle Zeit und Pausen der Welt, verbringe viel Zeit in der Natur und für mich ganz allein. Tanze, wenn keine Worte mehr fließen und schreibe, wenn es nur so aus mir herausbricht. An manchen Tagen wache ich auf und habe keinen Elan. Vielleicht tut mein Körper weh oder das Herz zwickt, oder ich bin einfach launisch und weiß nicht so recht, wieso. Dann bleibe ich länger liegen, umsorge mich selbst und spüre rein.


Manchmal stapeln sich die Aufträge auf meinem Schreibtisch. Dann gibt’s mal eine Nachtschicht, vielleicht auch mal zwei, recht schnell ist wieder alles im Lot. Ich arbeite meistens sieben Tage die Woche, dafür niemals wirklich viel. Ein, zwei, vielleicht drei Stunden am Tag. Ja, davon kann ich leben.

Ziemlich gut sogar.

Das Paradies? Vielleicht. Ein Privileg? Bestimmt. Unvorstellbar? Nein.


Ich glaube fest daran, dass wir uns alle die Realität schaffen können, die wir uns wünschen. Auch, oder besser gesagt, vor allem beruflich. Ich weiß, dass ich manche Menschen mit dieser Aussage vor den Kopf stoßen werde. Dass ich vielleicht ein paar Karmapunkte verliere bei all denen, die diesen Glauben noch nicht gefunden haben. Das ist okay, ich hab auch eine ganze Weile gebraucht, um zu ihm zu finden.


Alles, was ich im Moment spüre und weiß, ist dass es mir körperlich und seelisch nie besser ging. Ich bin viel ausgeglichener, motivierter, schlichtweg lebensliebender unterwegs. Und ja, auch, wenn ich das in Corona-Zeiten gar nicht laut sagen mag, tu ich es trotzdem: Ich war 2020 kein einziges Mal krank. Weil ich die Anzeichen meines Körper rechtzeitig erkenne. Weil ich nun die Zeit und den geschützten Raum habe, auf mich zu achten, und mein Körper nicht erst laut schreien und krank werden muss, damit ich innehalte.

Das bedeutet nicht, dass der Anfang meiner Selbstständigkeit kinderleicht war. Mein gesamtes Umfeld war skeptisch. Mitte 20, kaum finanzieller Hintergrund, keine gezielte Ausbildung -- das kann doch nur schiefgehen. Sowas braucht Planung und Führung, ein finanzielles Polster und Auffangbecken, lautete der Tenor. Ich habs trotzdem gemacht. Mich vor Aufregung und Zweifel schlaflos im Bett herumgewälzt, nervöse Gespräche mit einem Finanzamt geführt, das viel viel lieber war, als ich jemals gedacht hätte, meine Mitmenschen mit all der aufgekratzten Energie in den Wahnsinn getrieben und im Sekundentakt kalte Füße bekommen. Mit einer absolut impulsiven und nötigen Kündigung, jeder Menge Angst im Bauch und knotigen Sorgen im Kopf bin ich recht ungestüm in diese Selbstständigkeit gestürzt.


Und heute so, so froh darüber. Auch, wenn ich mit meiner Selbstständigkeit heute noch längst nicht da bin, wo ich eines Tages sein möchte. (Randnotiz: Am liebsten möchte ich nur noch schreiben, wann und was ich will. Den Kommerz ganz von meiner Wortkunst abziehen wie ein altes Pflaster von einer längst verheilten Wunde. Für den Moment überbrücke ich als Texterin und schreibe für nachhaltige Unternehmen und Start-ups.) Das ist okay. Gute Dinge brauchen manchmal eine Zeit, um zu reifen. Bis es soweit ist, teste ich mich aus, übe mich in Abgrenzung, klarer Kommunikation, begreife diesen Weg als fabelhaften Spielplatz und erzähle allen Menschen davon, die noch keine emotionalen Mauern um die Herzen und Ohren gezogen haben.

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